Veranstaltung: | Weitergehen, wo Andere stillstehen |
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Status: | Beschluss |
Beschluss durch: | Grüne Mitgliederversammlung |
Beschlossen am: | 14.06.2020 |
Eingereicht: | 17.06.2020, 13:57 |
Antragshistorie: | Version 1 |
Grün ist: Eine Stadt der Solidarität und des Respekts
Text
Wir Grünen unterscheiden nicht nach Herkunft oder Geschlecht, nicht nach Alter
oder Gesundheit oder nach Höhe des Einkommen. Wir richten unsere Programme,
Anträge und Konzepte darauf aus, dass wir alle einbinden und mitnehmen. Das
bezieht sich unter anderem auf die Teilhabe an Sport- und Kulturangeboten, an
Veranstaltungen oder Feierlichkeiten, und besonders auch auch auf die
Möglichkeit - der Mitgestaltung von Entscheidungen der Stadt. Eine Kultur der
Solidarität und des Respekts sind die Grundlagen grüner Sozialpolitik.
Nach wie vor leidet Duisburg unter einer hohen Erwerbslosigkeit. Die Auflösung
des hohen Anteils an verfestigter Langzeitarbeitslosigkeit ist misslungen, die
Kosten der Armut sind nach wie vor sehr hoch. Das hat zur Folge, dass viele
Menschen ausgeschlossen sind und werden. Wir Grüne wollen eine gerechte Stadt.
Eine Stadt, die allen Einwohner*innen eine soziale Absicherung und eine einfache
gesellschaftliche, kulturelle und politische Teilhabe ermöglicht.
Bildung ist ein Schlüssel dazu, dass alle Menschen in einer friedlichen,
gerechten und nachhaltigen Welt leben können. Auch die Stabilität unserer
Demokratie hängt entscheidend von der Qualität des Bildungssystems ab. Deshalb
sorgen wir für eine Qualitätsoffensive für die Kitas und ein Update für die
Schule, damit diese gut vorbereitet auf neue Herausforderungen wie die
Digitalisierung ist, Teamwork und Eigenverantwortung fördert und die Potentielle
aller Kinder zur Entfaltung bringt. Wir wollen verhindern, dass die Coronakrise
zu einer Bildungskrise unserer Stadt wird. Deshalb setzen wir uns dafür ein,
Bildungsungerechtigkeiten abzubauen, die sich durch die Pandemie verschärft
haben. Jedes Kind hat das Recht auf ein digitales Endgerät, um in Zeiten des
Fernunterrichts nicht vom Bildungsprozess ausgeschlossen zu werden. Kostenloses
Mittagessen und, wo nötig, kostenloses Frühstück muss zur Verfügung gestellt
werden, damit kein Kind mit Hunger in den Unterricht geht. Und nicht zuletzt
braucht es ausreichend und modern ausgestattete Schulen und Schulräume, die dem
neuen demografischen Wandel und den damit verbundenen Bedarfen einer
Gesellschaft gerecht werden, in der Kinder willkommen sind.
Grüne Gesundheitspolitik ist ortsnah und bedarfsgerecht ausgerichtet. Deshalb
haben wir uns immer für die Stärkung der kommunalen Gesundheitsämter eingesetzt.
Nicht nur die Bekämpfung von Krankheiten hat dabei eine hohe Bedeutung. Eine
wichtige Funktion liegt auch in der Prävention, insbesondere bei Kindern und
Jugendlichen.
Die Pandemie hat wie unter einem Brennglas verdeutlicht, dass nur durch
ehrenamtliches Engagement die Lücken zur Sicherung des Existenzminimums
teilweise geschlossen werden können. Sicherlich sind Bund und Land stärker in
der Pflicht, die Gerechtigkeitslücken zu füllen und damit die Kommunen wie
Duisburg von den hohen Soziallasten zu befreien. Trotzdem wollen wir uns dafür
einsetzen, dass Organisationen wie die Tafeln, die Vereine, die sozialen
Organisationen auch kommunal stärker unterstützt werden.
Deshalb brauchen wir einen Schutzschirm für die Kommunen, um die Corona-
bedingten Einnahmeausfälle zu kompensieren. In Land und Bund setzen wir uns seit
langem für einen kommunalen Altschuldenfonds und eine stärkere Übernahme der
Kosten der Unterkunft für Bezieher*innen von Transferleistunen ein, damit die
vom Strukturwandel geprägten Städte und Gemeinden zu neuer Leistungs- und
Gestaltungsfähigkeit kommen. Das ist die Voraussetzung, dass Duisburg die
bestehenden Unterstützungsmöglichkeiten in allen Bereichen von Bildung über
Suchthilfe bis hin zu Obdachlosenhilfe auch weiter leisten und ausbauen kann.
Dazu gehört auch, dass wir bessere Konzepte zur sozialen Weiterentwicklung auf
den Weg bringen. Beispielsweise für die Entwicklung von Quartieren für das Leben
im Alter. Denn wir Grüne beobachten schon lange eine zunehmende Polarisierung
zwischen Arm und Reich verbunden mit einer Verräumlichung von Armut in
benachteiligten Stadtquartieren.
1. Schulraum schaffen und modernisieren
Guter Schulraum ist in Duisburg knapp. Dies führt zu großen und überfüllten
Klassen. Kinder können vielfach nicht die Grundschule an ihrem Wohnort besuchen
und müssen über weite Strecken mit dem Schulbus zu ihrer Schule gefahren werden.
Schülerinnen und Schüler, die sich eine Gesamtschule als weiterführende Schule
wünschen, erhalten keinen Platz an ihrer Wunschschule. Viele Schulen sind in
einem schlechten Zustand, der mit einem guten Lernklima nicht vereinbar ist. Das
wollen wir ändern!
Wir bieten den Kindern und Jugendlichen die bestmöglichen Bildungschancen.
Hierzu bauen wir in den kommenden fünf Jahren das Schulraumangebot aus und
modernisieren, indem wir Schulen neu bauen, bestehende Schulen erweitern und
modernisieren. Die Schulen sollen wohnortnah und leicht erreichbar sein. Guter
Unterricht in guten Schulen soll für alle Schülerinnen und Schüler
selbstverständlich werden. Es sollen Klassengrößen erreicht werden, die eine
positive Lernumgebung und Lernen jenseits klassischer didaktischer Formate
ermöglichen.
In Duisburg fehlen aktuell und auf absehbarer Zeit insgesamt zehn Grundschulen.
Deswegen
- beginnen wir sofort mit dem Neubau von Grundschulen und erweitern das
Angebot an Grundschulen in den nächsten fünf Jahren um vier Grundschulen.
Wir beginnen mit dem Neubau in den Stadtteilen, in denen die Raumnot
besonders hoch ist. Die dauerhafte Nutzung von Containeranlagen als
Schulraum lehnen wir ab.
- sollen mindestens zwei weitere Grundschulen in diesem Zeitraum geplant und
auf den Weg gebracht werden.
- sollen die bestehenden Grundschulen, die unter Raumnot leiden,
schnellstmöglich baulich erweitert und modernisiert werden.
- werden wir die zeitgemäßen Nutzung von digitalen Werkzeugen zur
Unterstützung des Unterrichtes intensiv vorrantreiben. Mit uns gibt es für
jede Schule eine einheitliche und geeignete Software für das Lernen und
jede Schülerin und jeder Schüler bekommt ein passendes Gerät dafür. Wir
fördern die Schüler- und Lehrer-Kompetenz im digitalen Raum.
Bei den weiterführenden Schulen sind Gesamtschulen und Gymnasien besonders
beliebt. In Duisburg fehlen aktuell und auf absehbarer Zeit zwei Gesamtschulen.
Um den Wunsch der Eltern nachzukommen, sollen:
- zwei weitere Gesamtschulen in den nächsten fünf Jahren neu gebaut werden.
Wir wollen mit dem Neubau in den Stadtteilen beginnen, in denen die
Nachfrage an Gesamtschulplätzen besonders hoch ist.
- die bestehenden Gesamtschulen, die unter Raumnot leiden, schnellstmöglich
baulich erweitert werden.
Schulen sind besonders dann stark, wenn sie in Netzwerke im Stadtteil
eingebunden sind. Wir wollenmit einer gut aufgestellten kommunalen
Bildungsplanung dafür sorgen, dass diese Potentiale gezielt zur Entfaltung
gebracht werden. Wir wollen unsere Schulen dabei unterstützen, sich zu
Stadtteil- und Familienzentren zu entwickeln.
2. Mehr offener Ganztag
Der Offene Ganztag bietet neben der Betreuungsmöglichkeit von Kindern
alleinerziehender Eltern oder wenn Erziehungsberechtigte berufstätig sind auch
die Möglichkeit Kompetenzen zu fördern.
Zurzeit liegt die Zahl der Inanspruchnahme für Duisburg bei nur etwas über 30
Prozent. Das geht einher mit Engpässen bei der Versorgung, wie zum Beispiel in
Rheinhausen, wo noch 100 Kinder keinen OGATA Platz haben.
Wir Grünen sorgen für:
- die Einbindung des Ganztags in Gruppen und in Aktivitäten, die
stattfinden. Das fördert die Sprachentwicklung und die Sozialkompetenz,
die sich positiv auf das soziale Umfeld des Kindes auswirken.
- eine Kooperation zwischen dem Offenen Ganztag und den Jugendverbänden, so
dass der Offene Ganztag das vielfältige Angebot der Jugendverbände vor Ort
für seine pädagogische Arbeit nutzen kann.
- viele künstlerische, musische und sportliche Angebote. Das trägt auch zur
Integration von zugewanderten Schülerinnen und Schülern bei und stärkt
Kinder mit speziellen Förderbedürfnissen.
- ein gutes, kostenloses und gemeinsames Mittagessen im Offenen Ganztag mit
mehr biologisch erzeugten Nahrungsmitteln. Die Einkaufs- und
Herstellungskosten für die Stadt sollen dabei in heutiger Höhe bleiben.
Das ermöglicht allen Schüler*innen gesund und bewusst zu Essen und fördert
die soziale Handlungskompetenz.
Wir arbeiten für eine Erhöhung der Betreuungsquote im Offenen Ganztag auf
mindestens 65% bis 2025. Dabei muss die Versorgung in allen Stadtteilen
gleichmäßig erfolgen. Die Plätze im „verlässlichen Halbtag“ bzw. der „Schule von
Acht bis Eins“ bleiben zusätzlich bestehen und sollen an allen Grundschulen
angeboten werden.
3. Starke Kitas, Starke Kinder
Der notwendige Ausbau von Betreuungsplätzen für Kinder heißt, dass wir mehr
qualifiziertes pädagogisches Fachpersonal benötigen. Die praxisintegrierte
Ausbildung (PIA) zur/m staatlich geprüften Erzieher*in ist der beste Weg,
Menschen mit einer bereits bestehenden pädagogischen Qualifikation aus- und
weiterzubilden, um den hohen Standard in einer Kindertagesstätte zu
gewährleisten.
Darüber hinaus werden wir zur Verbesserung der KiTa-, Kindertagespflege- und
Hort-Landschaft mit folgenden Maßnahmen beitragen:
- Jedes Kind wird wohnortnah untergebracht.
- Qualifiziertes Personal in städtischer sowie freier Trägerschaft wird
sozial gerecht entlohnt.
- Verdopplung der Zahl der praxisintegrierten Ausbildungsplätze.
- Schnellstmöglicher Ausbau der fehlenden U3-Plätze für Kinder mit
besonderem Förderbedarf.
- Aus- und Neubau von KiTas anstelle der Ausbildung immer neuer
Tagespflegekräfte.
- Flexible Betreuungszeiten für Eltern im Schichtdienst.
- Ausbau der Sprachförderung in Kita und Grundschule.
- Beitragsfreiheit für alle bis 2025 und eine kurzfristige Angleichung der
KiTa-Beitragstabelle an die OGATA-Tabelle vom 1.8.2020
4. Mehr Duisburg erleben -- Zugang mit der Duisburg-Card
Wir wollen allen Duisburger*innen die Möglichkeit geben, die breiten Angebote
unserer Stadt erleben zu können.
Dazu werden wir Grünen eine Duisburg-Card einführen. Sie ermöglicht allen
Duisburger Bürger*innen einen einfachen und schnellen Zugang zu kulturellen
Einrichtungen und Angeboten, aber auch zu anderen Angeboten der Stadt. Die Karte
beinhaltet eine Reduzierungen von Eintrittspreisen für Haushalte mit geringem
Einkommen, schafft eine Übersicht der verschiedenen Möglichkeiten und Angebote,
macht den Zugang und die jeweilige Teilnahme ganz einfach, und stärkt damit das
Wir-Gefühl der Duisburger*innen. Die Duisburg-Card ist auch ein Schritt für
einen Zugang zu einer digitalen Infrastruktur der Stadt für alle.
Die Duisburg-Card öffnet Zugänge, wie z.B. zu den Bibliotheken zu den Museen,
städtischen Sportstätten oder Konzertangeboten, verschiedenen
Musikveranstaltungen, zu Theateraufführungen, zur Tafel, zu Führungen,
Veranstaltungen der Stadt oder zu anderen Veranstaltungen, die sich am Programm
beteiligen.
Zu Beginn ist bereits alles auf der Karte, was für die Besitzer*innen kostenfrei
ist. Wir ermöglichen, dass später erworbene zusätzliche Berechtigungen auf die
Karte gebucht werden können.
- Für Menschen mit geringem Einkommen soll die Karte kostenfreien oder
günstigeren Zugang zu allem gewähren, was die Stadt Duisburg zu bieten
hat. Der Karte kann von außen nicht angesehen werden kann, woher die
Berechtigungen sind. Die Karte soll diskriminierungsfrei an Berechtigte
verteilt werden ohne bürokratischen Aufwand.
- Durch die Eintragungen auf der Duisburg-Card können Einwohner*innen leicht
sehen, welche Möglichkeiten in Duisburg angeboten werden Beispielsweise
wissen viele Hartz-4-Betroffene nicht, dass sie vergünstigt das Theater
besuchen können und das muss dann auch nicht mehr extra auf Papier
beantragt werden.Zu Beginn ist bereits alles auf der Karte, was für die
Besitzer*innen kostenfrei ist. Später erworbene zusätzliche Berechtigungen
können ebenso auf die Karte gebucht werden.
- Die Duisburg-Card wird mit der Duisburg-App verbunden. Dadurch werden die
Informationen über alle Angbote mit den Berechtigungen und den Tickets
verbunden.
- Kinder und Jugendliche können Zugänge z.B. aus dem Programm Bildung und
Teilhabe ebenfalls auf ihre Duisburg-Card buchen lassen. Der Zugang wird
so vereinfacht.
- Das Projekt wird im ersten Jahr nach dem Beschluss in einer Basis-Version
verwirklicht. Weitere Möglichkeiten kommen Jahr für Jahr hinzu. Dafür
braucht es Lesegeräte und Geräte, mit denen Buchungen gemacht werden
können.
- Es wird trotzdem einige Jahre dauern, bis die Duisburg-Card vollständig
umgesetzt ist - ein Projekt, das ständig fortentwickelt werden wird.
Veranstalter*innen, Einzelhändler*innen, Kultureinrichtungen, Sport- und
andere Vereine, Städtische Betriebe und Ämter, usw. kurzum alle, die etwas
in Duisburg anbieten, werden dazu eingebunden.
5. Zugang und Teilhabe für alle Kinder und Jugendlichen
Anfang 2020 beantragten nur 10 Prozent der Berechtigten Unterstützungsleistungen
aus dem Bildungs- und Teilhabegesetz ( BuT). Der Grund die hohen bürokratischen
Hürden. Wir Grüne möchten allen Kindern und Jugendlichen, die von Armut
betroffen sind, eine gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen. rbei handelt es
sich nicht nur um materielle Armut, sondern auch um gesellschaftliche. Hierzu
zählen u.a. die Mitgliedschaft in Sportvereinen, Teilnahme an Musikunterricht,
Ausflügen, Stadtranderholung sowie Mittagessen, Lernförderung und viele andere
Dinge. Wir Grünen organisieren und finanzieren das. Dazu nutzen wir Programme
des Landes und des Bundes. Wir setzen weitere Programme in Duisburg auf. (welche
denn?) Doch viele Kinder und Jugendliche wissen nicht, was ihnen entgeht, viele
Eltern wollen die Anträge nicht ausfüllen oder können es nicht. Dabei ist es uns
wichtig, dass alle Berechtigten die angebotenen Leistungen diskriminierungsfrei
nutzen können.
Für Kinder aus Familien mit niedrigem Einkommen gibt es Geld vom Bund, die
sogenannten BuT-Mittel (Bildung und Teilhabe). Die Gelder kommen aber nicht
einmal zur Hälfte in den Familien an. Wir schaffen Verfahren, die Kinder
entdecken, die Bedarf haben. Wir helfen bei den Anträgen. Das Geld aus dem BuT-
Paket setzen wir komplett für die Kinder ein.
Wir wollen:
- die Bearbeitungszeiten auf maximal 4 Wochen senken.
- die Antragstellung für alle Programme vereinfachen.
- in jeder Schule und Kita sollen verantwortliche Person benannt und
geschult werden, die Hilfestellungen bei der Antragsstellung und der
Koordination mit den Eltern leisten.
- die Familien besser informieren. Dazu soll es neben einer Web-Seite eine
mehrsprachige Broschüre geben, die an alle verteilt wird.
- Beratung und Hilfe zu den Programmen für Kinder und Jugendliche an allen
Orten geben, an denen die Anträge abgegeben werden müssen.
- die Nutzung der Mittel auf über 90 % steigern.
- einen diskriminierungsfreien Zugang durch Integration in die Duisburg-Card
ermöglichen
6. Kommunale Gesundheitspolitik – ortsnah und bedarfsgerecht
Zur Bekämpfung der Pandemie haben sich die kommunalen Gesundheitsämter als
wichtige Einrichtung für den Gesundheitsschutz der Bevölkerung bewährt. Doch die
schlechte Finanzausstattung vieler Kommunen hat dazu geführt, dass die Besetzung
offener Stellen bereits vor der Corona-Krise schwieriger geworden ist. Es
braucht aber unter dem Eindruck der Pandemie eine dauerhaft verbesserte
finanzielle, materielle und personelle Aufstockung der kommunalen Ebene.
Darüber hinaus sollte eine moderne Gesundheitspolitik Gesundheit fördern und
nicht nur Krankheit behandeln. Auch dafür braucht es ausreichend Personal im
städtischen Gesundheitsamt.
Spätestens die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig gut ausgestattete
Krankenhäuser mit Blick auf die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung sind. Hier
darf das Gemeinwohl nicht zugunsten von Investoreninteressen aus dem Blick
geraten. Die zunehmende Privatisierung im Gesundheitssektor sehen wir deshalb
kritisch, denn eine gute und ortsnahe Krankenhausversorgung ist ein wichtiger
Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge und darf nicht einfach dem freien Spiel
der Kräfte des Marktes überlassen werden. Wir wollen, dass die Politik auf
Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene hier weiterhin maßgeblichen Einfluss hat.
Deshalb müssen dort, wo in den letzten Jahren Gestaltungsmöglichkeiten durch
Privatisierungen verloren gegangen sind, diese wiedergewonnen werden. Sollte z.
B. der im Wesentlichen von Land und Krankenhausträger ausgehandelte
Krankenhausbedarfsplan eine gute Versorgung der Bevölkerung nicht mehr
sicherstellen können, werden wir GRÜNE uns für eine Rückführung einzelner
Krankenhäuser in die öffentliche Hand einsetzen.
Wie wollen uns daher einsetzen für
- eine dauerhaft höhere Finanzierung der kommunalen Ebene wie
Gesundheitsämter
- Attraktivierung der Arbeitsplätze in der öffentlichen Gesundheitsvorsorge
inklusive einer besseren Bezahlung
- Erhalt und Ausbau von Präventionsprogrammen
- Ein Krankenhausbedarfsplan für Duisburg, der sich an den Bedarfen und
Erkenntnissen aus der Corona-Pandemie orientiert
- Unterstützung der Mitarbeiter in sozialen Berufen des Gesundheitswesens,
- Einen kommunalen Notfallplan für Krankenhäuser und stationäre
Einrichtungen (Material, Personal, Kinderbetreuung, Verpflegung, etc.)
7. Gute Pflege – stark für Duisburg
In der momentanen Situation erkennt die Gesellschaft die Pflege als System-
relevant an. Das ist sie jedoch immer schon gewesen nund wird sie immer sein.
Die professionelle Pflege fußt auf der Empathie, das heißt auf der Bereitschaft
und Fähigkeit, sich in die Gefühle, Gedanken und die Lage von Menschen
hineinversetzen zu können. Nur so können die Pflegenden wirklich für die
Menschen da sein.
In der Pflege ist es Arbeitsalltag geworden unter Stress, Unterbesetzung und
Überforderung das Beste draus zu machen. Das bloße “Funktionieren” in der Pflege
hat an vielen Stellen die Überhand gegenüber qualitativ hochwertiger Versorgung
gewonnen. Wir Grünen erkennen, dass die Grundlagen für gute Pflege, also
Wertschätzung für die Arbeit der Pflegenden und gute Bezahlung auf kommunaler
Ebene gefördert werden muss.
Um die Pflege zu verbessern wollen wir umsetzen:
- Wir erstellen einen verbindlichen Pflegebedarfsplan für Duisburg. Dieser Plan
ist notwendig für langfristige Planungen von Investor*innen und von Menschen mit
Pflegebedarf. Er ermöglicht zudem eine klare Festlegung von Anforderungen an den
Neubau von Pflegeeinrichtungen durch die Kommune.
- Wir wollen Pflegeeinrichtungen in die Stadtteile integrieren und gute
Verbindungen zu Stadtteilzentren, den soziokulturellen Zentren und den
Geschäften einrichten. Wir organisieren moderne Pflege so, dass Menschen, die
gepflegt werden, Kontakte und Zugänge haben zu dem, was in Duisburg stattfindet.
Dazu werden wir umsetzen, dass die Pflegeeinrichtungen nicht mehr wie
abgeriegelte Einheiten funktionieren. Es soll Möglichketen geben, regelmäßig
Kontakte in die Einrichtungen und hinaus herzustellen.
- Die Pflegeeinrichtungen werden mit uns internationalisiert. Es werden die
Sprachen gesprochen, die die Patient*innen/Bewohner*innen/Klient*innen sprechen
und es gibt kulturelle Angebote, die den Interessen der Gepflegten Betroffenen
nahe kommen. Dem Pflegepersonal wollen wir zudem die Möglichkeit geben,
kostenlos Sprachkurse an der VHS zu belegen.
- Zur Unterstützung des ambulanten Pflegepersonals, der Unternehmen in dem
Bereich und der pflegenden Familienangehörigen wollen wir eine Vernetzung
unterstützen.Wir schaffen gute Beratung für Investor*innen und Trägern und genug
Plätze in der Tagespflege. Das entlastet die Pfegenden, insbesondere auch
Familienangehörige, die einen großen Teil der Pflegearbeit leisten.
- Psychosoziale Hilfsvereine bekommen von uns mehr Geld, auch der Zugang zu
psychosozialen Anlaufstellen soll verbessert werden. In einer Zeit in der vieles
unsicher ist und viele Menschen psychisch erkranken wollen wir nicht an den Rand
drängen sondern Zusammenhalt schaffen.
8. Streetwork kennt keine Grenzen
Hilfsbedürftigkeit kennt weder Nationalität, Religion, Alter oder Geschlecht.
Deswegen arbeiten Duisburger Streetworker*innen hart daran, Hilfesuchenden in
den unterschiedlichsten Lebenslagen beizustehen.Trotz erfolgreicher Tätigkeit
der Streetworker*innen in Zusammenarbeit mit der Jugendberufsagentur, Jobcenter
und dem Jugendamt klafft die Schere zwischen den Bezirken auseinander. Hamborn
und Marxloh bleiben noch immer unterversorgt.
Wir wollen ein bedarfsorientiertes und flächendeckendes Streetworkingnetz. Daher
werden wir:
- mindestens jeweils drei Streetworker*innen in jedem Bezirk für den
Jugendhilfebereich einsetzen. 16 Streetworker*innen, verteilt auf sieben
Bezirke ist zu wenig, um allen Anliegen der Hilfesuchenden nachkommen zu
können.
- mindestens eine Streetworker*in in jedem Bezirk für den Suchthilfebereich
installieren. Sie müssen dezentral für die Betroffenen in den Bezirken
greifbar sein anstatt in nur einem Stadtteil.
- mindestens eine Streetworker*in in jedem Bezirk für den
Integrationsbereich einstellen. Denn knapp 30% der Hilfesuchenden, die
einen Streetworker in Anspruch nehmen, sind Menschen mit
Migrationshintergrund.
Viele Menschen aus Rumänien und Bulgarien waren zuvor in ihren Herkunftsländern
großer Not ausgesetzt. Und auch in Duisburg sind ihre Lebensverhältnisse trotz
zahlreicher Maßnahmen in den Bereichen Bildung, Soziales, Wohnen, Gesundheit und
Arbeitsmarktintegration leider nach wie vor äußerst prekär.
- Die projektbezogenen Mittel von 350.000€ aus Landesmitteln, werden wir für
6 Streetworker*innen, 4 Bildungsbegleitungen und 14 Straßenpat*innen
verwenden, die mit den Communities arbeiten, aus denen sie selbst stammen.
Das ist wichtig, um Sprachbarrieren kleinzuhalten und Vertrauen zu
schaffen.
- Neben alltäglicher Hilfe sollen die Streetworker*innen Workshops und
Weiterbildungsmaßnahmen für Lehrer*innen, Schüler*innen und Eltern
anbieten. Außerdem wollen wir proaktive Teilnahme an themenbezogenen
Fachtagungen, Symposien und Fortbildungen ermöglichen. Neue
Herausforderungen beantworten wir nicht mit Abschottung, sondern mit
Hilfe, Weiterentwicklung und Verständigung.
9. Suchtkrankheiten: Hilfe leisten, statt verdrängen
Sucht ist Teil jeder Gesellschaft. Wir sind davon überzeugt: Wer Probleme mit
Drogen hat, der braucht unsere Hilfe. Kriminalisierung und Verdrängung schaden
letztlich allen. Wir setzen uns daher für eine städtische Suchthilfe ein, die
die Menschen im Mittelpunkt hat.
Wir wollen daher:
- Die vorhandenen Einrichtungen der Suchthilfe weiter fördern, die Mittel im
Haushalt verstetigen und erhöhen.
- Projekte zur Suchtprävention wollen wir stärker fördern und ausbauen,
sowie die Zielgruppe erweitern.
- Einen Drogenkonsumraum in der Nähe des Kantparks einrichten. Der Raum soll
Suchtkranken ermöglichen, diskriminierungsfrei zu konsumieren, Zugang zu
Essen und Trinken sowie Dusch- und Waschmöglichkeiten zu bieten.
Dadurch werten wir den Kantpark dauerhaft auf, denn die Belastung der
Öffentlichkeit durch Konsum auf öffentlichen Plätzen oder das achtlose Wegwerfen
gebrauchter Spritzen wird deutlich reduziert.
10. Sozialer Wohnungsbau und Mietenpolitik
Lebensqualität bedeutet auch, dass man frei wählen kann, wo man leben möchte.
Duisburg fehlt es zur Zeit nicht an Wohnraum, doch der bestehende wird immer
knapper und in vielen Stadtteilen steigen die Mieten. Doch noch ist es nicht zu
spät, die Bremse zu ziehen.
- Wir wollen einen Anstieg der Mietpreise dauerhaft unterbinden, in dem wir
anstreben 50% des Wohnraums in die öffentliche Hand zu bringen. Dazu
wollen wir:
- Das Vorkaufsrecht der Kommunen nutzen, um Wohngebäude, die auf dem Markt
landen, anzukaufen
- Mithilfe der städtischen Baugesellschaft Gebag zusätzlichen Wohnraum, vor
allem im unteren und mittlerem Preissegment schaffen
- Gezielt Möglichkeiten des Ankaufsprogramm des Landes nutzen, um
Schrottimmobilien zu kaufen und aufzuwerten
Um das Wohnen in Duisburg weiter bezahlbar und lebenswert für alle zu machen,
wollen wir darüber hinaus:
- Bei jedem Neubaugebiet 30 % sozialen Wohnungsbau festschreiben
- Jedes Neubaugebiet soll in ein Konzept zur Quartiersentwicklung integriert
werden
- Einen hohen Anteil barrierefreier Wohnungen in jedem Neubaugebiet schaffen
- Dabei Hilfe leisten bestehende Wohnungen zu renovieren und zu sanieren.
- Die Sanierungsrate auf mindestens 2,5% anheben.
11. Schrottimmobilien aufwerten, Wohnungslosigkeit bekämpfen
Die Stadt Duisburg war jahrelang Vorreiter bei der Bekämpfung der
Wohnungslosigkeit. Doch jetzt sind die entsprechenden Programme bedroht.
Zusätzlich kommen Zugewanderte nur schwer an gute Wohnungen und fallen häufig in
die Hände von ausbeuterischen Vermieter*innen, die mit Schrottimmobilien das
schnelle Geld verdienen wollen. Häufig werden solche Häuser geräumt, ohne dass
es einen Plan gibt: Weder für die Menschen noch für die Häuser.
Um diesen Zustand zu beenden wollen wir:
- Gute Projekte wie zum Beispiel "108 Häuser" für Duisburg wollen wir
unabhängig von einer Finanzierungszusage des Landes weiter betreiben. Die
Kosten sollen sich Stadt und Gebag teilen.
- Geflüchtete sollen möglichst schnell in eigene Wohnungen vermittelt
werden.
- Dafür wollen wir eine Wohnberatungsstelle schaffen. Diese Stelle soll mit
den Vermieter*innen kommunzieren, um Wohnungen für eine zügige Vermittlung
zu finden. Sie soll aber auch die Taskforce „Schrottimmobilien“ dabei
unterstützen, Problemfälle zu finden. Bewohner*innen sollen dann vor der
Räumung neue Wohnungen vermittelt werden. Die Beratungsstelle soll auch
ein Ansprechposten für Vermieter*innen sein.
- Vermieter*innen von Schrottimmobilien sollen konsequent belangt werden.
- Eine Räumung von Schrottimmobilien soll in Zukunft nur dann möglich sein,
wenn ausreichend Ersatzwohnraum für die Bewohner*innen zur Verfügung
gestellt wurde. Die geräumten Immobilien sollen instandgesetzt oder durch
neue Häuser ersetzt werden. Die geräumten Bewohner*innen sollen ein Recht
auf Rückkehr bekommen.